Am Anfang war der Müll, der am Sunderweg immer mehr wurde. Zu jedem Sperrmüll, der unangemeldet am Straßenrand landete, kam unweigerlich noch mehr dazu. Die Künstlerinnen und Künstler, die im schmucken blauen Künstlerhaus in ihren Ateliers arbeiten, diskutierten sich die Köpfe heiß, was sie der Vermüllung ihrer Nachbarschaft entgegen setzen könnten. „Lass uns doch einfach mal mit den Leuten reden, und lasst uns bei den Kindern anfangen“, schlug Künstlerhaus-Mitglied Linda Opgen-Rhein vor. Was aus dieser Idee wurde, das schilderte die Kommunikationsdesignerin nun beim Clubabend des SI Dortmund-Hellweg: Was als Kunstprojekt für Kinder startete, wurde zu einer Bildungs- und Integrationsoffensive. Mit Herzblut und Pragmatismus leisten sie und ihr Assistent Leon Küstermann seit 2011 weit mehr Kunstpädagogik oder -vermittlung.
Zuerst wurde der Müll zu Gold: Im Projekt „PiratenGOLD“ verwandelten die Kinder und Jugendlichen Fundstücke von der Straße zu wertvollen Objekten. Daraus entwickelte sich „My Story“, ein partizipatives Kunstprojekt, das aktuell jeden Freitag läuft. „My Story“ ist ein offenes Angebot für die Kinder aus der Nachbarschaft, für die häufig schon der regelmäßige Schulbesuch eine Herausforderung ist. Im Künstlerhaus setzen sie sich mit künstlerischen Mitteln mit der eigenen Biografie und Identität auseinander – zum Beispiel in einem Tagebuch, das die Kinder und Jugendlichen regelmäßig gemeinsam fortschreiben. In vielen kleinen Schritten lernen sie, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Nebenbei bekommen sie, was sie gerade benötigen: Hilfe beim Deutschlernen, Sexualaufklärung – oder einfach nur etwas Gesundes zu essen.
Mit ihrer Arbeit setzen Opgen-Rhein und Küstermann, so die Hoffnung, ein Virus in die Welt. Spenden zur weiteren Förderung der Projekte sind gut – ebenso gut aber, findet Opgen-Rhein, ist es, wenn möglichst viele Menschen sich anstecken ließen und in ihrer eigenen Nachbarschaft etwas bewegen. „Man muss nicht gleich die ganze Welt retten“, fasste die Künstlerin zusammen, und an die eigenen Grenzen stößt man bei der Arbeit sowieso schnell genug. Aber wenn viele Leute einen Anfang wagen …
Was genau ist Wirtschaftsethik? Betrifft Sie uns im unmittelbaren Alltag? Wie geht man damit um? Muss man sich darum kümmern? Betrifft es mich auch persönlich und nicht nur den unternehmerischen Alltag? Welche Rolle spielen auch Serviceclubs in diesem Zusammenhang? Spielen sie eine Rolle?
Diese und weiter Fragen wurden am Dienstag den 19. April 2016 im Hause der DEW21 diskutiert und beantwortet. In unkomplizierten Rahmen haben dazu Anne Merkelbach der Schenker Deutschland AG, Architekt Benjamin Sieber von Gerber Architekten Dortmund, Pfarrer Friedrich Stiller der Vereinigten Evangelischen Kirchenkreise Dortmund und Prälat Dr. Peter Klasvogt der Kommende Dortmund unserer Moderatorin und Clubschwester Britt Lorenzen "Rede und Antwort" gestanden.
"Nah an unser aller Leben und unserer Stadt" war die einheitliche Meinung nach der eineinhalbstündigen Podiumsdiskussion, die auch Fragen aus dem Publikum ohne Vorbehalte zum Thema zuliess. 45 Gäste aus allen Dortmunder aber auch überregionalen SI-Clubs mit Freunden und Bekannten sind dem Ruf an den Kamin und zu dem doch "schweren Thema" an den Günter-Samtlebe-Platz gefolgt. Viele Praxisbeispiele aber auch geschichtliche Hintergründe liessen es im Laufe der Gespräche zu, dass das Thema von allen Seiten beleuchtet wurde, ohne nachdenklich aber doch bewusst zu machen, dass wir mit unserem täglichen Handeln näher dran sind, als gedacht - wir sind mittendrin.
Die guten Gespräche im Nachgang haben gezeigt: das Thema ist aktueller denn je und ein jeder von uns kann im täglichen "Umgang mit Werten" einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass wirtschaftsethisch gehandelt wird.
Wir als Soroptimist International tun dies konkret durch die Projekte, die wir begleiten und aktiv nach vorne treiben. Dem Spendenaufruf sind viele unserer Gäste gefolgt. Wir freuen uns sehr, dass knapp 300 EUR dem Hilsfonds zu Gute gekommen sind: Ein herzlicher Dank dafür allen Befürwortern und Multiplikatoren und auch unserer Clubschwester Ursula Winterberg, die dies nicht nur durch den räumlichen Rahmen erst möglich gemacht hat - Fortsetzung folgt!
Manchmal passiert es, sagt Andrea Hitzke, dass sie zur Arbeit kommt, und es wartet schon eine Frau vor der Tür. Gestrandet an der Dudenstraße, mit nichts als ihren Kleidern am Körper. Wer sie ist, was sie erlebt hat und was sie nun am dringendsten braucht – das herauszufinden kann dauern, mitunter sogar Monate.
Die Dortmunder Mitternachtsmission, eine Beratungsstelle für (ehemalige) Prostituierte, leistet Soforthilfe, bringt die Frauen unter, organisiert Dolmetscher und unterstützt sie dabei, ein neues Leben aufzubauen. Irgendwann erfahren die Mitarbeiterinnen der Mitternachtsmission dann vielleicht, dass die Frau sich dramatisch verschuldet hat, um von Afrika nach Europa zu gelangen, dass sie sich für ihren Fluchthelfer prostituieren musste und nun, erneut auf der Flucht vor dem vermeintlichen Helfer, untertauchen muss. Mit Geschichten wie dieser gehen die Mitarbeiterinnen der Mitternachtsmission täglich um: Im vergangenen Jahr betreuten sie 206 Frauen, die auf ihrer Flucht Opfer von Menschenhandel geworden sind, dazu 156 dazugehörige Kinder und mehr als 50 Partner und Verwandte dieser Frauen, die immer häufiger aus afrikanischen Ländern kommen. Bei einem Vortrag vor dem SI-Club Dortmund Hellweg berichtete SI-Schwester Andrea Hitzke mit ihrer Kollegin Regine Reinalda eindringlich von ihrer Arbeit.
Trotz der Förderung des Vereins durch Stadt und Land gibt es Finanzierungslöcher – aktuell zum Beispiel bei der Bezahlung der Dolmetscher, die häufig nötig sind, um zwischen Klientin und Mitternachtsmission zu übersetzen. Aber auch Sachspenden werden dringend gebraucht. Der SI-Club Dortmund Hellweg unterstützt die Mitternachtsmission regelmäßig.
Die Dortmunder Mitternachtsmission e.V. führte von 2001 bis 2003 das wissenschaftlich begleitete Modellprojekt „Minderjährigenprostitution“ durch, in dem eine Situationsanalyse erstellt und Hilfemaßnahmen für Kinder und Jugendliche in der Prostitution erarbeitet wurden. Am 01.02.2004 startete das Projekt „Kinder und Jugendliche in der Prostitution“, in dem nun die gewonnenen Erkenntnisse umgesetzt werden. Das Projekt wird für drei Jahre zu 80% finanziert. Den Eigenmittelanteil in Höhe von 20% muss die Mitternachtsmission durch Spendengelder aufbringen.
In Dortmund findet Prostitution von Minderjährigen im Verborgenen statt. Genaue Zahlen lassen sich nur schwer ermitteln. Zur Zeit betreut die Mitternachtsmission knapp 100 Klientinnen im Projekt. Im Jahr 2004 ist es gelungen drei Jugendliche in eine Ausbildungsstelle zu vermitteln. Zwei Jugendliche haben ihren Schulabschluß nachgeholt. Insgesammt sind neun Mädchen ausgesteigen.
Die Kinder und Jugendlichen werden häufig von Zuhältern stark kontrolliert, reglementiert und abgeschirmt. Wir können beobachten, dass sich die Szene zunehmend brutalisiert. Zuhälter setzen die Mädchen psychisch und physisch massiv unter Druck mehr Profit zu erarbeiten und hindern sie unter Androhung und Ausübung von Gewalt am Ausstieg. Auch von Seiten der Prostitutionskunden sind die Mädchen häufig Vergewaltigung und Misshandlung hilflos ausgeliefert. Mangelnde Lebenserfahrung führt dazu, dass sie nicht in der Lage sind, gefährliche Situationen zu erkennen. Sie können den Forderungen der Freier wenig entgegensetzen. Das führt dazu, dass sie sich bei Preisverhandlungen auf ein Minimum drücken lassen und schnell Opfer von Gewalttaten werden. Sie lassen sich auf Sexualpraktiken ein, denen sie körperlich und seelisch nicht gewachsen sind und die von erwachsenen Prostituierten abgelehnt werden. Dazu gehören verbale und körperliche Demütigung, besonders schmerzhafte Praktiken und ungeschützter Geschlechtsverkehr. Vorsichtsmaßnahmen, die ältere Prostituierte treffen, z.B. nicht mit mehreren Männern ins Auto zu steigen, werden oft vernachlässigt.
Die Mitarbeiterinnen halten sich im Rahmen der Streetwork zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten dort auf, wo Prostitution von Kindern und Jugendlichen angebahnt wird oder stattfindet.
Ein Ausstieg aus der Prostitution und eine neue Zukunft mit Chancen auf einen Schulabschluss, eine Ausbildung und ein Leben außerhalb der Prostitution sind die Ziele unserer Beratung. Dies bedeutet z.B. die Vermittlung oder Wiedervermittlung in das Jugendhilfesystem oder Wiedereingliederung in die Familie. Um diese Ziele zu erreichen, leisten wir folgende Hilfen:
Grundversorgung mit Kleidung, Nahrung, Hygieneartikeln, Medikamenten und Kondomen, Sicherstellung von medizinischer Versorgung, Verhandlungen mit Ämtern und Behörden, Begleitung zu Polizeivernehmungen und Gerichtsverhandlungen, Hilfe bei der Suche nach angemessenen Wohnmöglichkeiten, Kontaktaufnahme und –herstellung zu anderen Beratungsstellen, Begleitung zu Entgiftungen und Therapieaufenthalten, Beratung und Unterstützung bei Problemen mit Freunden und Angehörigen.
Für den Aufbau einer vertrauensvollen, intensiven Beziehung, ist auch eine zwanglose und entspannte Atmosphäre mit der Möglichkeit zu vielfältigen positiven Erfahrungen sehr wichtig. Dazu gehört, dass Beratungskontakte im Rahmen von gemeinsamen Freizeitaktivitäten beispielsweise bei einem Zoobesuch, einem Eis im Café oder einem Kinobesuch stattfinden können. Auch Geburtstagsgeschenke oder ein Frisörbesuch gehören dazu, wenn z.B. ein wichtiges Vorstellungsgespräch für eine Arbeit oder eine Ausbildung bevor steht.
Durch die Spenden des SI Clubs Dortmund Hellweg konnten wir die Kinder und Jugendlichen z.B. mit Nahrungsmitteln, Kleidung, Hygieneartikeln und Kondomen versorgen. Für diese Sachleistungen sind wir dringend auf Spenden angewiesen, da wir dafür keine anderen Mittel erhalten.Die Unterstützung der Soroptimistinnen ist für unsere Arbeit eine große Hilfe.